Zeitschrift

Die Bundesländer

 


Helga Kutz-Bauer
Freie und Hansestadt Hamburg


titlaender.gif (9740 Byte)

Inhaltsverzeichnis



Stadt der Superlative

Die Freiheit der Schifffahrt als Lebensnerv

Daß Hamburg einmal eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Europas werden würde, war bei seiner Gründung in der Zeit der Karolinger nicht absehbar. Noch Jahrhunderte später versuchten die Landesherren, im heutigen Weichbild der Stadt Konkurrenzsiedlungen zu etablieren. Sie statteten diese mit Privilegien aus, die Hamburg das Wasser abgraben sollten. So wurde für Hamburg die Freiheit der Schiffahrt auf der Niederelbe der Lebensnerv. Die Garantien des Hafenfreibriefes, der in einer Fälschung von 1265 das Privileg auf 1189 datierte, wird deshalb als Hafengeburtstag auch heute noch zu Recht gefeiert.

Den ersten wirklichen Wohlstand erwarb Hamburg durch Schiffahrt und Brauereigewerbe und mit diesem Wohlstand konnte es von seinem ständig verschuldeten Landesherren Recht um Recht für seine Stadtfreiheiten erkaufen. Um 1370 gab es in Hamburg 450 Brauereien, die die für damalige Verhältnisse riesige Menge von ca. 218000 Hektolitern Bier brauten und zu Dreiviertel exportierten. Hinzu kam der Handel mit Fisch aus der Nordsee und den Gewässern um Island sowie der Handel mit englischen Tuchen. Zur gleichen Zeit wurde Hamburg, wie andere Städte auch, von der schwarzen Pest heimgesucht. Da man auf sie jetzt viel mehr angewiesen war, erlaubte das nun auch den überlebenden einfachen Handwerkern, sich gegen die wenigen, mächtigen Patrizierfamilien aufzulehnen. Ergebnis dieser Revolten war in vielen Fällen ein größeres Mitspracherecht dieser Teile der Stadtgesellschaften. In Hamburg schlug sich das im sogenannten Ersten Rezess von 1410 nieder, den man auch als Magna Charta Hamburgs bezeichnet hat. Willkürliche Verhaftungen wurden darin ebenso verboten wie Kriegserklärungen ohne Beteiligung der Bürgerschaft. Auch Steuererhebungen wurden nun zustimmungspflichtig.

In den folgenden 100 Jahren wurde Hamburg immer wichtiger und überrundete dann auch Lübeck, das lange die mächtigste Stadt der Hanse war. Immer bedeutsamer wurde der Handel mit England, mit Frankreich und der iberischen Halbinsel. Nach der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien wuchs Hamburg in die Funktion als Handelsmetropole für Skandinavien, die Ostseestädte und das Hinterland bis nach Krakau und Böhmen und Mähren hinein. Zugleich wurde Hamburg bedeutsamer Börsenplatz und wichtiges Finanzzentrum.

Seit 1529 ist in Hamburg die Reformation abgeschlossen und es wird zu einem Zentrum lutherischer Orthodoxie. Andererseits nimmt Hamburg aus den spanischen Niederlanden vertriebene Calvinisten und aus Portugal vertriebene Juden auf - wenn sie denn wohlhabend genug sind, eine Bereicherung für die Stadt zu werden.

Der 30jährige Krieg stärkte dann die Rolle Hamburgs, war es doch finanziell in der Lage, einen der modernsten Festungsgürtel um die Stadt zu bauen und dadurch Zufluchtstadt für das Umland zu werden. Großzügige Geldzahlungen an die kriegsführenden Parteien führten zusätzlich zu seiner Schonung.

So wurde Hamburg nicht nur Handelsmetropole, sondern wurde nach und nach auch ein kulturelles Zentrum. Musik, Oper, Theater und Literatur blühten hier. Zugleich entwickelte sich Hamburg zu einem Zentrum der Aufklärung. Trotzdem hat es seine unangefochtene Stellung als freie Reichsstadt - im Reich selber schon seit Jahrhunderten anerkannt - erst im sogenannten Gottorper Vergleich 1768 endgültig auch gegenüber Dänemark absichern können.

Am Ende des 18. Jahrhunderts ist Hamburg als Konkurrenz von Amsterdam mit letzterem zusammen eines der beiden wichtigsten Handelszentren auf dem europäischen Festland. In Europa war nur London wichtiger als die beiden Städte. Eine Unterbrechung dieses unaufhaltsamen Aufstiegs der Elbmetropole gab es nur zwischen 1798 und 1813. Die napoleonische Kontinentalsperre, die britische Blockade der deutschen Nordseeküste und 1809 bis 1813 die französische Besetzung Hamburgs waren eine ökonomische und soziale Katastrophe.

Die reichste Stadt Europas, ...

Die Stadt erholte sich jedoch bald und konnte ihre Position im Weltmarkt zurückgewinnen und ausbauen. Um sie herum wuchsen die nicht-hamburgischen Randgemeinden, allen voran Altona und Wandsbek. Die einsetzende Industrialisierung ließ die Gemeinden ökonomisch und städtebaulich zusammenwachsen, so daß man im ausgehenden 19. Jahrhundert vom Fünf-Städte-Gebiet sprach, denn zu den genannten Städten kamen noch Ottensen und Harburg-Wilhelmsburg hinzu. Alle Randgemeinden waren seit dem deutsch-dänischen und dem deutsch-österreichischen Krieg seit 1866 preußisch. Erst durch das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 wurden diese Städte Hamburg zugeschlagen.

Ökonomischer, vor allem auch industrieller Fortschritt prägten im 19. Jahrhundert die Stadt. Politischer Fortschritt war - trotz lebhafter demokratischer Bestrebungen - nicht erwünscht. Republikanismus war in Hamburg weit verbreitet, aber Demokratie gab es erst seit 1919, seit 1921 eine demokratische Verfassung. Auch die endlich 1860 reformierte Verfassung hatte die Masse der Hamburger Bürger noch von der Politik ausgeschlossen.

Die Angst vor der Sozialdemokratie, die in Hamburg eine Hochburg hatte, beherrschte das Bürgertum, war Hamburg doch das Zentrum der Gewerkschaftsbewegung, der sozialistischen Presse und hatte die SPD doch seit 1890 alle Hamburger Reichstagswahlkreise erobert.

Die Weltkriege brachten Hamburg einen enormen wirtschaftlichen Einbruch. Die Bombardierung der Stadt 1943 war der Luftangriff mit den zweitgrößten Opferzahlen nach Dresden. Der Wiederaufbau seit 1945 zeigte aber die ungebrochene Lebenskraft der Stadt. Sehr schnell wurde sie wieder die reichste Stadt Europas und ist es geblieben, obwohl es bis zum Eisernen Vorhang nur ca. 50 km waren.

Die Revolution in der DDR und in Osteuropa haben Hamburg aus seiner 45jährigen Randlage befreit und ihm die Chance eröffnet, wieder in seine Metropolfunktionen für die Ostseeländer und Mittel-Ost-Europa hineinzuwachsen.

... die zweitgrößte Stadt Deutschlands...

Die Freie und Hansestadt Hamburg ist nach Berlin mit rd. 1700000 Einwohnern (Ende 1997) die zweitgrößte deutsche Stadt. Der Ausländeranteil beträgt 15 %. Hamburg ist zugleich ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Etwa 10 Prozent der Gesamtfläche des Stadtgebiets (755 km2) wird durch den Hafen eingenommen, weite Grünflächen - allein der Park des Ohlsdorfer Friedhofs ist 4 km2 groß - setzen deutliche Akzente. Ersteigt man das Hamburger Wahrzeichen, die Michaeliskirche, auch "Michel" genannt, so kann man aus einer Höhe von über 130 m sehr gut erkennen, daß Hamburg, am Unterlauf der Elbe gelegen, geprägt ist durch den Hafen, durch die künstlich angelegte Binnenalster mitten in der Stadt und die von ihr getrennte Außenalster, die immerhin 1,6 km2 umfaßt. Die Hamburger betonen gerne, daß ihre Stadt mehr Brücken hat als Venedig, nämlich 2302.

... und die produktivste Stadt Europas

Aufgrund seiner Produktivitätsentwicklung zählt Hamburg zu den Zentren der höchsten Wertschöpfung in Europa, die entscheidend von seinem Umland mitgetragen wird. Denn, so hatte das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften festgestellt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichen acht Regionen, darunter drei Hauptstädte, mehr als das Eineinhalbfache des EU-Durchschnitts. Die Tabelle wird von Hamburg angeführt, das fast auf den doppelten Durchschnittswert kommt. Daß die Pendler dazu einen Beitrag leisten, sollte man dabei nicht vergessen: Von den über 900000 Erwerbstätigen sind rd. 32% Einpendler (1996), die außerhalb der Stadtgrenzen im Umland wohnen. Damit geht Hamburg allerdings auch der Landes- und Gemeindesteueranteil der Pendler verloren, da dieser an das Wohnsitz-Bundesland fällt.

Als Welthafenstadt hatte Hamburg immer hohe Beschäftigtenanteile in den Bereichen Handel, Dienstleistungen, Verkehr. Seit langem entwickelt sich die Hamburger Wirtschaft von einer ausgeprägten maritim- und rohstofforientierten Dominanz hin zu einer stärker differenzierten Dienstleistungs- und Industriestruktur. Die starke Entwicklung der unternehmens- und personenbezogenen Dienstleistungen sowie die Stärkung der technologieorientierten Industriezweige geht mit erhöhten Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitnehmer einher. Arbeitsplätze für Geringqualifizierte im industriellen Bereich wurden demgegenüber stark abgebaut. 1998 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um rd. 2,8 % (auf real 124 Mrd. DM), was dem Bundesdurchschnitt von 0,4 % entspricht.

Einen boom erleben derzeit die ganzen sogenannten neuen Medien in Hamburg und die Werbewirtschaft. Die Medienwirtschaft ist mittlerweile drittgrößter Umsatzträger in der Freien und Hansestadt Hamburg. Hamburg ist Standort für überregionale Zeitungen und Zeitschriften wie der SPIEGEL, die ZEIT, die WELT, BILD-Zeitung, STERN und H…R ZU, es ist aber auch Musik-, Verlags-, Nachrichten- und Fernsehproduktionsstandort. Wer gut verdient will sein Geld nicht nur vermehren, sondern auch ausgeben: Hamburgs Innenstadt hält ein breites, räumlich engverknüpftes Einkaufs-, Unterhaltungs- und Freizeitangebot vor. Mit dazu gehören einige der schönsten und teuersten Passagen, die sich wie ein Netzwerk durch die Innenstadt ziehen.

Überlebt die soziale Stadt?

Der Abfluß von Finanzausgleichsabgaben, Bundessteuern und anderer gemeinschaftlicher Steuern hat erheblichen Einfluß auf den Hamburger Haushalt. Mit 360 DM je Einwohner mußte Hamburg nach Hessen 1998 die höchste Pro-Kopf-Summe in den Länderfinanzausgleich einzahlen. Zwar beläuft sich das jährliche Steueraufkommen 1997 auf rd. 63 Milliarden DM, aber haushaltswirksam verbleiben Hamburg für alle öffentlichen Aufgaben lediglich Steuereinnahmen von über 11 Milliarden, von denen gut 2 Milliarden für Sozialhilfe, sonstige soziale Leistungen, aber auch für Beratung und Therapie Drogen- und Alkoholabhängiger ausgegeben wurden.

Dem stehen die großstadttypischen Probleme gegenüber:

Wie in anderen Großstädten bündeln sich auch in Hamburg die sozialen Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung und der Abwanderung vor allem einkommensstarker Haushalte in das Umland: Die Arbeitslosigkeit ist seit 1990 um 23 % gestiegen, die Sozialhilfelasten haben sich seit Mitte der 80er Jahre mehr als verdoppelt. 1997 erhielt jede/r 11. Einwohner/in Sozialhilfe (laufende Hilfe zum Lebensunterhalt nach BSHG und AsylBLG). Von den Empfängern mit laufender Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem BSHG waren 1997 in Hamburg - das nach wie vor mit 15 % einen geringeren Ausländeranteil aufweist als andere (west)deutsche Großstädte - bereits 27,5% Ausländer. Der Einwohnerzuwachs Hamburgs seit Ende 1986 wurde zu rd. 71% von Ausländern getragen, die oft auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Die fortschreitende Abwanderung ökonomisch leistungsfähiger junger Familien in das Umland (der Pendlersaldo stieg 1996 auf 217000 Personen) trägt dazu bei, die finanzielle Lage der Stadt zu verschlechtern und die sozialen Disparitäten zu vergrößern.

Stadtteilprofile

Jede Stadt und jeder Staat gedeiht nur auf dem Fundament sozialen Friedens. Die Sozialstruktur von Stadtteilen neigt zu dauerhafter Verfestigung. Schon vor 100 Jahren galten erstklassige Wohngebiete an der Alster wie Harvestehude und Rotherbaum als Stadtteile der Wohlhabenden. Auch Vororte wie Othmarschen und Blankenese in Altona, damals noch preußisch, zogen die Bevölkerungsschichten an, die nicht wie Zigarrenarbeiter, Fischfrauen, Hilfskräfte, mit den kleinen engen Wohnungen in Ottensen vorlieb nehmen mußten. Bis heute hat sich daran nicht viel geändert, zumindest ist dieses an den stadtteilspezifischen Durchschnittseinkommen, Arbeitslosenquoten und dem Anteil an Sozialhilfeempfänger/innen zu belegen.

Vergleicht man beispielsweise den Stadtteil Billstedt, in dem 1997 rund 15% Sozialhilfeempfänger wohnten, wo ein Steuerpflichtiger im Durchschnitt ein Jahreseinkommen von 51000 DM 1992 angab, mit dem Stadtteil Othmarschen, mit 1,3% Sozialhilfeempfänger/innen (Einkünfte je Steuerpflichtigem 1992 fast 174000 DM), so werden die sozialen Asymmetrien deutlich. Dabei muß man mit berücksichtigen, daß ja gerade in Othmarschen auch einige der vielen Hamburger Einkommensmillionäre wohnen, von denen immer mehr es fertig bringen, ihr Einkommen gegenüber dem Finanzamt so zu deklarieren, daß sie im Zweifelsfalle Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten.

Die sozialen Brennpunkte Hamburgs befinden sich in den Stadtteilen, in denen durch ein Ineinandergreifen von sozialen Problemlagen, öffentlicher Wohnungsbelegung und Zuwanderung eine Konsolidierung dort nur noch mit besonderen Anstrengungen möglich ist. Manche Stadtteile, z.B. St. Georg, geraten in den Knebelgriff der Drogenszene.

Seit einigen Jahren wird in Hamburg durch die Aktivitäten der Stadtentwicklungsbehörde ein Programm im Rahmen einer solidarischen Stadtentwicklung gefördert, mit welchem öffentliche und private Ressourcen effektiver gebündelt werden sollen, vor Ort vorhandene Kompetenzen stärker genutzt und die betroffenen Menschen aktiver zu beteiligen sind. Damit werden innovative Projekte, z.B. Beschäftigungsförderung, lokale Wirtschaftsentwicklung, Sozial- und Gesundheitsversorgung auf den Weg gebracht. Drogenabhängigkeit ist damit aber nicht zu verhindern. Der einzige Weg führt über die Entkriminalisierung der Abhängigkeit und Abhängigen.

Sport - Spiel - Spaß

Hamburgs Fußballfans teilen sich in zwei Lager, die einen als Anhänger des HSV, der renommiert, bekannt und wegen seiner Krisen berüchtigt ist, die anderen schwören auf FC St. Pauli, einem Fußballclub, der eher die Fans aus der Region und solche mit links-alternativem Selbstverständnis anzieht. Die Skater schwören auf Jungfernstieg und ähnlich attraktive Straßen, die Tennisfans auf Rotherbaum, die Schlittschuhläufer, immer in Hoffnung auf einen strengen Winter, auf die zugefrorene Alster, die im Sommer ein Paradies für Segler ist. Aus- und Inländer lieben die Möglichkeit, in den attraktiven alten ehemaligen Wallanlagen, jetzt Planten un Blomen mitten im Zentrum der Stadt, spazieren zu gehen und um die Alster zu joggen und schätzen den Besuch der nahegelegenen Messe und des Congress-Centrums. Die Vielfalt attraktiver Restaurants, Kneipen und Diskotheken ist kaum zu überblicken. Ereignisse wie der Hanse-Marathon, der Hafen-Geburtstag im Mai und das Alstervergnügen ziehen Tausende an. Am heißesten geliebt wird von Erwachsenen und Kindern möglicherweise Hagenbecks Tierpark. Er war 1907 der erste gitterlose Tierpark der Welt und noch heute beeindrucken artgerechte Haltung, die Grünanlagen und die Parklandschaft mit Hügeln und Seen.

Kulturereignisstadt

Hamburgs Staatsoper, in der Saison 1996/97 zum "Opernhaus des Jahres" gewählt, hat Weltruf. Der Chef des Balletts, John Neumeier, der Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher, sind auf steilem Erfolgskurs. Die Philharmoniker und das NDR-Sinfonieorchester locken international bekannte Dirigenten und Solisten nach Hamburg. Doch die musikalischen Ausdrucksformen in Hamburg sind in seltener Vielfalt von Klassik über Jazz und Pop bis Techno präsent. Ob es daran liegt, daß die Beatles hier einen ihrer ersten Erfolge feierten? Im Zentrum Hamburgs wird fast die Hälfte des gesamten Umsatzes der Tonträgerbranche erwirtschaftet. Doch Hamburg hat nicht nur Musik und Oper zu bieten, sondern vor allen Dingen auch eine breite und vielseitige Theaterlandschaft. Mit dem Deutschen Schauspielhaus hat Hamburg ein Theater mit Wilhelminischem Prunk und nationalem Renommé. Es war mehrfach Theater des Jahres. Ähnlich leistungsfähig ist die zweite große Sprechbühne, das Thalia-Theater. Dazu kommen an die 40 weitere Theater, die meist privat geführt werden. In Hamburg sind davon die bekanntesten das Ernst-Deutsch-Theater, die Kammerspiele - jahrzehntelang von der unvergessenen Ida Ehre geführt - das Altonaer Theater und nicht zuletzt die Kulturfabrik Kampnagel.

Aber auch die sogenannte leichte Muse kommt zu ihrem Recht - mehr als anderenorts! So laufen hier gleich mehrere Musicals, von denen Cats und das Phantom der Oper die bekanntesten sind und Besucher aus ganz Deutschland anziehen.

Ähnlich vielfältig ist das Museumsangebot mit dem Museum für Hamburgische Geschichte, dem renommierten Museum für Kunst und Gewerbe, der Kunsthalle mit dem neuen attraktiven Ungersbau für die Kunst nach 1945. Dazu ein besonderer Tip: Einer der kleinsten Räume, in dem Wechselausstellungen von Zeichnungen der Hamburger "Institution" Horst Janssen stattfinden, ist für viele die Attraktion in diesem Bau! Aber es gibt auch ein Museum der Arbeit, ein berühmtes Völkerkundemuseum und viele spezialisierte andere.

Staatliche und gemeindliche Tätigkeit nicht getrennt

In Artikel 4 der Hamburger Verfassung heißt es: "In der Freien und Hansestadt Hamburg werden staatliche und gemeindliche Tätigkeit nicht getrennt." In der Einheitsgemeinde Hamburg werden daher Verwaltungsaufgaben den 7 Bezirken (vgl. die Karte) übertragen, "die nicht wegen ihrer übergeordneten Bedeutung oder ihrer Eigenart einer einheitlichen Durchführung bedürfen". Die 41 Mitglieder der Bezirksversammlung wirken an den Aufgaben des jeweiligen Bezirksamtes mit. Sie werden von der wahlberechtigten Einwohnerschaft des Bezirkes aus dessen Mitte gewählt. Ihre Mittel erhalten die Bezirksämter aus dem gesamthamburgischen Haushalt, den die Bürgerschaft beschließt.

Aufbauend auf verfassungsgeschichtlichen Vorläufen von 1921 wurde im Jahre 1952 die Hamburger Verfassung beschlossen, die mit dem Fünften und Sechsten Gesetz zur Änderung der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, in Kraft getreten am 1. September 1996, teilweise erheblich verändert wurde. In einem Punkt allerdings blieb man der Tradition treu: Auch die neue Verfassung schreibt als einzige deutsche Landesverfassung vor, daß die Amtsausübung eines Mitglieds der Bürgerschaft mit einer Berufstätigkeit vereinbar ist. Die Tagungszeiten der Gremien der Bürgerschaft und der Fraktionen entsprechen daher denen kommunaler "Feierabendparlamente".

Die Bürgerschaft, das Hamburger Parlament, wird auf vier Jahre gewählt und hat in der Regel 121 Mitglieder. Mit dem Zusammentritt einer neuen Bürgerschaft enden die Amtszeiten aller Mitglieder des Senats, der Hamburger Landesregierung.

Der Senat besteht aus dem Ersten Bürgermeister, also dem Ministerpräsidenten, und den Senatorinnen und Senatoren, also den Ministern. An der Bestellung des Senats ist die Bürgerschaft wie folgt beteiligt: Ihr obliegen die Wahl des Ersten Bürgermeisters und die Bestätigung der von ihm berufenen Senatorinnen und Senatoren. Als schärfste Waffe in der Kontrolle des Senats steht der Bürgerschaft das konstruktive Mißtrauensvotum zur Verfügung. Der Senat ist der Bürgerschaft jedoch nicht direkt verantwortlich, sondern durch den Ersten Bürgermeister. Der Senat besteht derzeit aus 12 Mitgliedern, dem Ersten Bürgermeister, sechs Senatorinnen und fünf Senatoren (s. Abb.).

Nach der sogenannten kleinen Verfassungsreform 1971 war die Hamburger Verfassung die erste und für mehrere Jahre die einzige deutsche Verfassung, die die politische Gewaltenteilung zwischen Regierungsblock und Opposition in Artikel 23a ausdrücklich anerkannte. Nach der letzten Bürgerschaftswahl am 21. September 1997 teilten sich die Sitze in der Bürgerschaft wie folgt auf die Parteien auf:

SPD - 54, CDU - 46, GRÜNE/GAL - 21.

Auch die politischen Institutionen zeigen die Verknüpfung von Tradition und Fortschritt. So gibt es noch sogenannte Deputationen aus der Verfassungstradition des 19. Jahrhunderts, sozusagen parlamentsähnliche Fachberater bei den einzelnen Ministerien und die alten Bezeichnungen für Parlament und Regierung. Sie sind aber inhaltlich umstrukturiert im Sinne einer modernen Parteiendemokratie.

Das Wappen

Der Ursprung des Wappens geht auf städtische Siegel aus dem 12./13. Jahrhundert zurück. Das rote Tor, auf weißem, silbernen Grund, mit drei Türmen in der Mitte der Burgmauer, wurde mal offen, mal geschlossen gezeigt. Flagge und Wappen wurden durch Senatsentscheid 1834 in der noch heute gültigen Form beschlossen.

 

Literaturhinweise

Bilstein, H. (Hrsg.) - Staat und Parteien im Stadtstaat Hamburg oder die "Unregierbarkeit der Städte", Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 1997

Raloff, H. / Strenge, H.P. - Das neue Bezirksverwaltungsgesetz, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 1997

Abisch, Monika - Soziale Stadtentwicklung - Leitlinien einer Politik für benachteiligte Quartiere. Das Beispiel Hamburg, in: Hanesch, W. (Hrsg.) - "Überlebt die soziale Stadt?), Opladen 1997

Jochmann, W. / Loose, H.-D. (Hrsg.) Hamburg. - Geschichte der Stadt und ihre Bewohner, Bd. 1 + 2, Hamburg 1982/1986

Voscherau, H. - Die Großstadt als sozialer Brennpunkt - am Beispiel Hamburgs, in: Carlson, L. / Unter, F., Highland Park oder die Zukunft der Stadt, Berlin und Weimar 1994


Prof. Dr. h.c. Schnabel hat die TOP-Liste Hamburg "Hamburg die Wirtschaftsmetropole - 99 x die Nummer Eins" zusammengestellt.

Hier ein Auszug daraus:

Die höchste Steuerkraft je Einwohner unter allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland hat Hamburg.

Hamburg ha mit 30 m2 pro Person die höchste durchschnittliche Wohnungsfläche aller europäischen Großstädte.

Hamburg ist die am weitläufigsten besiedelte Millionenstadt der Erde.

Die erste und damit älteste Handelskammer der Bundesrepublik Deutschland befindet sich in Hamburg. Sie wurde gegründet im Jahre 1665 und betreut heute ca. 90000 Mitgliedsfirmen.

Die erste und damit älteste Börse der Bundesrepublik Deutschland ist die "Hamburger Börse". Sie wurde gegründet im Jahre 1558 und befindet sich am Hamburger Rathaus.

Mit 98 Konsulaten ist Hamburg der größte Konsularplatz der Welt.

Der größte Bankenplatz ist Hamburg mit 60 deutschen Banken und 37 Auslandsbanken als Hauptsitz in Hamburg.

Hamburg ist das größte Handelszentrum der Bundesrepublik und Europas. Es gibt mehr als 6.200 exportierende Unternehmen, davon - 1.700 der Industrie - 900 des Großhandels - 3.600 des Imports und Exports

Die Speicherstadt in Hamburg ist der weltweit größte historische Lagerhauskomplex. Sie befindet sich im Hamburger Freihafen, erbaut 1895 - 1910.

Hamburg hat, trotz schwerster Kriegszerstörungen, das einheitlichste und städtebaulich reichste Stadtbild aller europäischen Millionenstädte.

Mit 22000 neuen Arbeitsplätzen im Jahr 1995 und einer Investition von 5,8 Mrd. DM ist Hamburg gemäß der Bilanz der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung - nach neun Jahren - in Europa spitze.

Hafenrundfahrten und darüber hinaus Fahrten auf der Alster, Kanal- und Fleetfahrten können nur in Hamburg unternommen werden. Dieses sind erstklassige touristische Attraktionen und einmalig in der Bundesrepublik Deutschland.

Der älteste Leuchtturm Europas ist der Hamburger Leuchtturm auf Neuwerk. Gebaut im Jahr 1300 ist er gleichzeitig das älteste Bauwerk Hamburgs.

Die größte Versandhandelsgruppe ist der "Otto Versand" in Hamburg, mit eigenen Versandunternehmen in Europa, Amerika und Asien. Sie ist die Nummer Eins der Welt.

Mit 24 "Kulturfabriken" steht Hamburg in Europa an erster Stelle. Hierzu gehört "Kampnagel" als größtes kulturell genutztes Fabrikareal.

Das erste Kommunikationszentrum in der Bundesrepublik Deutschland hat den Namen "Die Fabrik". Es befindet sich in Hamburg.

Das größte Sprech-Theater in Europa hat Hamburg. Es ist das "Deutsche Schauspielhaus" mit 1300 Sitzplätzen.

Das "Ballettzentrum Hamburg John Neumeier" ist das größte Zentrum dieser Art und einmalig in der Welt. Das Einmalige ist, daß Company, Ballettschule und Internat unter einem Dach sind.

Die 15 der 20 stärksten Publikationen der Bundesrepublik Deutschland werden in Hamburg herausgegeben, u.a. die Tageszeitung "Bild", die Wochenzeitung "Die Zeit", die Wochenillustrierte "Der Stern", das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die Programmzeitschrift "Hör zu". An den insgesamt verkauften Zeitungs- und Zeitschriftenauflagen in der Bundesrepublik Deutschland haben Hamburger Publikationen einen Anteil von über 50 %.

173 Sportarten werden in Hamburg angeboten. Damit hat Hamburg das vielfältigste Sportangebot in der Bundesrepublik Deutschland.

Die größte Fitneßzentrale Europas ist Hamburg. Mit 150.000 Mitgliedern in ca. 150 Fitnessanlagen hat der Stellenwert dieser Sportart mit guten Studios und qualifizierten Trainern ein erstklassiges Niveau.

In Hamburg gibt es mehr als 2.000 Restaurants unterschiedlichster Art und Größe. Die Auswahl der verschiedenen Küchen ist einmalig. Keine andere Stadt in Deutschland hat mehr Spitzenrestaurants als Hamburg.


Anschrift:
Landeszentrale für politische Bildung,
Steinstraße 7
20095 Hamburg
 

Internet: www.politische-bildung.hamburg.de


    Copyright ©   1999  LpB Baden-Württemberg   HOME

Kontakt / Vorschläge / Verbesserungen bitte an: lpb@lpb-bw.de